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Sei stark für dein Pferd

by | 15. März 2018 | Pferd

Ab und zu müssen wir unsere Emotionen in den Hintergrund stellen, damit wir für unsere Pferde stark sein können!

Am 02. Januar 2018 dieses Jahres hatte ich ein ganz eigenartiges Gefühl. Es ging mir gar nicht gut, ich konnte nichts essen, war wie auf Nadeln und zitterte am ganzen Körper. Ich wusste, es wird etwas schlimmes passieren…….

Was passiert ist, kann ich euch jetzt  nach erfolgreichem Abschluss erzählen.

Die Nacht vom 2. auf den 3. Januar 2018 war für mich eine Horrornacht. Ich machte kein Auge zu, weil ich wusste, etwas ganz schlimmes wird passieren. Doch was? Ich wusste es nicht….. Ich ging früh morgens in den Stall und schaute immer wieder diesen einen Apfelbaum an und dachte, was ist mit diesem Baum los? Ich sagte meinen Pferden, heute zieht Sturm  „Burglind“ über die Schweiz, falls dieser Apfelbaum umfällt, rennt um euer Leben. Ich weiss nicht wie viele Male ich dies zu meinen Pferden sagte. Als ich den Stall fertig hatte, ging ich noch kurz zur Post und schaute wieder diesen Baum an. Ich überlegte für eine hundertstel Sekunde, ob ich den Bauern ansprechen soll, ob er diesen Baum noch fällen könne, bevor es mit dem Sturm los geht. Tat ich aber nicht, warum auch immer….. Zehn Minuten später war ich wieder zu Hause, ging auf meinen Sitzplatz und räumte noch einige Sachen in die Wohnung, als ich plötzlich hörte, wie ein Baum umfiel. Ich dachte mir, wer fällt den jetzt noch Bäume? Zehn Minuten später klingelt es an meiner Haustür und eine völlig unter Schock stehende Frau sagte, kommen sie schnell, es ist ein Baum auf eines ihrer Pferde gefallen. Es liegt unter dem Baum…

Ich rannte sofort nach unten und mein erster Gedanke, jetzt weiss ich, was schlimmes passieren wird, der Apfelbaum!

Als ich im Stall war, waren bereits zwei Männer mit Traktor, Motorsäge daran, mein Pferd unter dem Baum hervor zu holen. Der ganze Baum musste auf dem Pferd zersägt werden, weil wir das Pferd nicht hervor bekamen. Mein erster Gedanke, welches Pferd hat es getroffen. Die ganze Pferdeherde stand um das Pferd herum, welches unter dem Baum lag und es war eine solche Ruhe, kaum vor zu stellen. Als wir mein Pferd endlich unter dem Baum hervor ziehen konnten, war ich das erste Mal bereit, in eine Schockstarre zu fallen. Ich ging mit dem Pferd in den Stall und hatte noch nie eine solche Todesangst in einem Pferd gesehen. Mein Pferd zitterte am ganzen Körper und ich dachte nur, „sei stark für dein Pferd“! Immer wieder sagte ich ihm, es wird alles gut, alles nicht so schlimm, wir packen das. Der Rest der Herde war immer noch total ruhig und keiner wich von unsere Seite. Mein Pferd stand immer noch unter Schock und zweimal dachte ich, jetzt fällt er tot zusammen und wieder schoss mir durch den Kopf, immer stark bleiben und auf keinen Fallen negative Gedanken haben, wir packen das.

Irgendwann dachte ich, jetzt muss ich vielleicht mal den Tierarzt anrufen und ihr erzählen, was passiert ist. Mein Pferd hatte keine äusserlichen Verletzungen und ich war eigentlich nicht beunruhigt. Ich rief die Tierärztin an und erzählte ihr, was passiert war. Sie sagte gleich, ich komm sofort, wir müssen sofort schauen, ob er keine inneren Verletzungen hat. Immer wieder hörte ich von rund herum, „wie schaffst du es, so die Ruhe zu bewahren“. Ich weiss nicht wieviel mal ich das an diesem Tag gehört hatte. Es nützt doch meinem Pferd nichts, wenn ich den Kopf verliere und nicht die Ruhe bewahre und dafür sorge, das alles gut wird.

Als die Tierärztin kam, meinte sie, was denkst du? Ich sagte nur noch, ich denke er hat sich die Rippen gebrochen. Dies war effektiv so, wie viele es waren weiss ich nicht, auf jeden Fall hatte er unglaubliche Schmerzen. Was noch zusätzlich dazu kam, er hatte ein Loch in seiner Lunge und es sah nicht gut für ihn aus. Meine Tierärztin legte mir ans Herz, ihn in die Klinik zu bringen, wo gleich gehandelt werden kann, falls er keine Luft mehr bekommt. Da erst merkte ich, wie sich mein Schockzustand langsam aber sicher zeigte. Ich bin kein Freund von Klinikaufenthalt, aber ich dachte, wenn er zu Hause erstickt, dass wäre furchtbar. Also holte ich meinen Pferdeanhänger und wollte ihn verladen….. Noch so nebenbei erwähnt, ich war nicht überzeugt, ob ich das richtige tue. Mein Herz sagte, behalte ihn zu Hause und alle beteiligten meinten, bist du verrückt, er wird ersticken. Gut, so fügte ich mich, da ich ja wieder mal alleine auf der einen Seite stand.  Nach ca. 20 Minuten erfolglosem Verladeversuch, schaute mein Pferd mich an und in diesem Moment sagte ich, wenn er stirbt, dann wird er gefälligst zu Hause sterben bei seinen Freunden, stellt ihn sofort zurück in den Stall. Ich musste mir furchtbares von rund herum anhören, weil ich mich für diese Lösung entschieden hatte. Aber ich bin stark, für mein Pferd! Meine Nacht sah so aus, dass ich so gut wie die ganze Nacht bei ihm war und immer wieder zu ihm sagte, wir beide schaffen das, wir sind ein starkes Team, es gibt überhaupt keine andere Option, als die nächsten drei Tage zu überleben.

Und wir haben die drei gefürchteten Tage überlebt, weil wir zusammen stark waren. Bereits am dritten Tag machte er schon seine ersten Gehversuche.

Es ist kein schöner Anblick, wenn man seinen vierbeinigen Freund mit solchen Schmerzen sieht und kein Mitleid zeigen darf. Immer stark zu sein ist anstrengend, es zerrt an den Nerven, aber es lohnt sich mehr als.

Ich habe ein langes und intensives Tagebuch in dieser Zeit geschrieben. Alles habe ich mir notiert, weil ich war mir 100% sicher, dass wir es zusammen schaffen werden.

Als der 38igste Tag kam, hat er das erste Mal wieder so richtige Bocksprünge gemacht. Natürlich immer die Kamera bereit, damit ich es auf keinen Fall verpasste…..

Er ist übrigens schon 24-jährig und sein Kumpel 38ig

 

Das Wallen funktioniert nach 66 Tagen auch wieder einwandfrei:

Ich denke, diesen Fall kann ich abschliessen und hoffe, auf die nächsten 20 Jahre mit meinem Freund.

Liebe Pferdemenschen, seit immer stark für eure Pferde und ihr werdet unmögliche Hindernisse überwinden und den Kampf gewinnen!

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